Man wacht morgens auf und sieht Nebel über dem Torneträsk. Darüber die Berge und der herbstlich bunte Birkenwald, der bis zum Seeufer reicht, angestrahlt vom Sonnenlicht. Kein Traum, sondern Wirklichkeit!
Wir legen die Schlafsäcke zum Ausdünsten über die Zwergbirken in die Sonne. Während wir frühstücken, kann das Zelt etwas abtrocknen. Es hat nicht geregnet, aber durch die kühlen Temperaturen hat sich Kondenswasser an der Innenseite des Außenzeltes gebildet. Inzwischen ist auch der Nebel über dem Torneträsk fast verschwunden, Schleierwolken verzieren den Himmel, die Sonnenstrahlen erreichen die Lapporten nicht mehr. Der Himmel fängt an sich zuzuziehen.
Abwarten, vielleicht bleibt es ja heute noch trocken. Wir räumen unsere Sachen zusammen und verstauen sie wieder ordentlich in den Rucksäcken. Weil wir herumgetrödelt haben, wird es langsam Mittag als wir den nächsten Fluss erreichen, wo wir eine geeignete Watstelle finden müssen. Inzwischen mussten wir mehrere Wälle überwinden, was etwas Kraft gekostet hat. Die Baumgrenze hatten wir schon kurz nach Beginn der Tagestour hinter uns gelassen. Teilweise haben sich wunderschöne moorige Flächen mit Wollgras zwischen den „Wällen“ gebildet. Immer mal wieder verlieren wir den Pfad, der immer schwerer zu erkennen ist, und finden ihn wieder. Eine Markierung gibt es hier nicht mehr.
Moor und Fluss haben wir trockenen Fußes hinter uns gebracht und schon wartet eine große Geröllfläche auf uns. Wir steigen von Stein zu Stein und bringen auch dies hinter uns. Der letzte Wall, der vor langer Zeit durch den schmelzenden Gletscher entstanden ist, gilt zu überwinden und schon stehen wir am Anfang der Lapporten. Der Blick reicht von hier durch das Tal hindurch, unterhalb von uns der See Cuonjájávri.

Die Lapporten – oder Lappenpforte oder auch „Tor zu Lappland“ – ist ein Trogtal Nähe Abisko in schwedisch Lappland hoch über dem See Torneträsk. Es liegt auf ca. 950 m und wird von den Bergen Nissoncorru (1738 m) und Tjuonatjåkka (1554 m) eingefasst.
Das berühmte U-förmige Tal gilt als Wahrzeichen Abiskos und symbolisiert das Eingangstor in die Berge Lapplands. Diese wunderschöne Bergformation kann schon von der Straße E10, die die Städte Kiruna und Narvik verbindet, betrachten. Die schönsten Blicke auf die Lapporten, ohne sich großartig anstrengen zu müssen, erhält man wohl vom Gipfel des Njulla, auf den eine Seilbahn hinaufführt, von Björkliden oder vom Rastplatz bei Tornehamn.
Der weitere Pfad sieht moorig aus, ist aber relativ gut zu erkennen. Vor nicht allzu langer Zeit, scheint hier jemand entlang gelaufen zu sein. Hinter uns der weite Blick hinunter nach Abisko.
Es geht langsam voran, denn der Pfad sieht nicht nur moorig aus, er ist es auch. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, dass dieses Tal, so hoch liegend so nass ist. Erwartet hatten wir jede Menge Geröll. Von Grasbusch zu Grasbusch und ab und zu einen Weg über kleine Bäche suchend geht es weiter. Rechts von uns der Berg Nissoncorru, links der Tjuonatjåkka. Überwältigend das Gefühl hier hindurch zu laufen, dort wo vor vielen Jahren sich ein Gletscher ins Tal hinab bewegte und dabei mit immenser Kraft dieses Trogtal bildete. Die beiden Berge sind steil, sie wirken schützend aber auch bedrohlich zugleich. Es gibt nur den Weg gerade aus oder zurück.
Einen Lagerplatz kann man erkennen. Am Ende des Tals, bei dem zweiten See machen wir an einem großen Fels eine Kaffeepause. Auch um uns die Regenkleidung anzuziehen. Die Berggipfel sind inzwischen in Wolken gehüllt und wenig später fängt es an zu nieseln. Von hier sieht man, dass über dem Torneträsk immer noch blauer Himmel ist.
Schließlich durchqueren wir das trockene Flussbett des Cuonjájohka und beginnen mit einem erneuten Aufstieg. Der Nieselregen verstärkt sich etwas, Pfade sind mehrere zu erkennen, an jedem kleine Steinhaufen.
Das Tal Bessesvággi auf das wir blicken sieht eiszeitlich aus. Moränenwälle, Seen und Geröll. Irgendwo dort unten soll sich ein markierter Wanderweg befinden, auf dem wir nach Überquerung des Nissonvággijohka stoßen werden. Leider ist die Sicht etwas eingeschränkt, die Wolken sind inzwischen so tief, dass wir in ihnen stehen. Dennoch unterstreicht genau dies, die Unwirtlichkeit und Rauheit dieser unbeschreiblich faszinierenden Landschaft.
Dann ist unser Pfad im sumpfigen Gelände ganz verschwunden. Es wird immer nasser, die Schuhe sind inzwischen auch von innen feucht. Wir stapfen weiter durch den Sumpf, der angebliche Weg nach unten wird steiler, sieht eher aus wie ein durch Regenwasser gebildetes Bachbett.
Wir wissen wo wir hin müssen und laufen nun direkt durchs Gelände auf den Berg Báhkkabahokcohkka zu. Manchmal eben, manchmal terrassenförmig abfallend ist das Gelände. Von sumpfigen Seen durchzogen. Schließlich erreichen wir die Kante oberhalb des Tals, an dem tief unten der Nissonvággijohka fließt. Es geht steil und steinig hinab.
Immerhin sieht man hier wieder größere Steinmännchen, wir steigen den Berg wieder ein Stück hinauf, von Steinmännchen zu Steinmännchen, gleichzeitig suchend nach einer Stelle, wo der Fluss überquert werden kann. So vergeht die Zeit und wir kommen zu einer relativ ebenen und trockenen Fläche.
Schluss für heute. Wir hüpfen über einen kleinen Bach und stellen im Regen das Zelt auf. Es ist dämmrig, aber noch ungefähr zwei Stunden bis Sonnenuntergang. Wir lesen noch etwas, kochen und zum Tagesabschluss gibt ein warmes Getränk.

Báddosdievvá - Abisko - Torneträsk

Hochmoor - moorige Flächen zwischen Geröllwällen

Die Lapporten - nach der Querung und somit die weniger bekannte Seite