Anrede auf Ferienhausseite für deutsche, "Du" oder "Sie"?

[nightbow]

(gelöscht - sorry leute)

[brummbaer]

Hej nightbow,
wenn Er bzw Du die Deutschen kennt wuerde ich ihm empfehlen, seine werbung fuer das haus in der sie Form zu schreiben,das Du passt nicht dahin, egal ob ein traumhaus oder nicht, das du wuerde ich als Einladung fuer ist egal wer kommt und wie er sich benimmt betrachten.
Es sollte zwischen fremden und dann auch noch mietern zumindest ein gewisser Abstand hergestellt werden.
gruss brummbaer

[hansbaer]

Da stimme ich auch zu. Man kann von einem deutschen Publikum nicht erwarten, dass sie so mit den schwedischen Gepflogenheiten vertraut sind. Vielleicht fahren sie ja zum ersten Mal nach Schweden. Wenn man Kunden werben will, sollte man sie so ansprechen, wie sie es gewohnt sind.
Zudem hat das schwedische Du auch eine andere Bedeutung als das deutsche Du. Missverständnisse sind da leicht passiert.

[torsten1]

"Es sollte zwischen fremden und dann auch noch mietern zumindest ein gewisser Abstand hergestellt werden."

Ach so? Ja, genau diese Ansicht ist typisch deutsch und stößt mich einigermaßen ab. Als wenn der Abstand zwischen den Menschen noch nicht groß genug wäre! Ich jedenfalls benötige einen solchen künstlichen Abstand nicht für mein Selbstbewusstsein. Ich bin froh, dass IKEA und H&M so mutig sind, das solidarische DU auch in Deutschland zu pflegen und zu propagieren, als positives Beispiel schwedischer Lebensart.

Es ist ja schon aberwitzig, welche "Wissenschaft" es in Deutschland geworden ist, in manchen Situationen zu entscheiden, ob man "Sie" oder "Du" sagen sollte. Im Studium haben wir Studenten uns mit den meisten Lehrenden geduzt, aber die meisten Professoren wurden gesiezt. In Fächern wie Jura und Wirtschaft ging es aber noch deutlich konservativer zu, da liefen viele männliche Studenten tatsächlich mit Krawatten herum.

Jetzt als älter Gewordener stelle ich fest, dass sich immer mehr jüngere bis mittlere Jahrgänge ganz selbstverständlich duzen. Insofern ist auch bei uns ein langsamer Wandel festzustellen. Aber mich siezen die jetzt alle, wohl weil ich als Älterer erkannt werde.

Gehört auch in diesen Zusammenhang: In der Arztpraxis höre ich immer noch: "Herr Doktor kommt gleich." Ich weiß nicht, wie die Arzthelferinnen ihren Chef anreden, ich jedenfalls sage "Herr Adam" oder "Herr Kastrup", ganz gleich, ob der Mann promoviert, habilitiert oder nichts davon ist. Und das hat auch noch niemanden gestört. Bekanntlich sprechen sich Akademiker untereinander sowieso nicht mit dem Titel an, aber die Ärzte wissen in der Regel nicht, wen sie vor sich haben. Also was soll dieser komplizierte Quatsch!

Auch lustig finde ich, dass offenbar besonders Architekten und Ingenieure das Bedürfnis haben, ihre akademischen Grade ihren Namen voranzustellen. Na ja, so manche Diplomarbeit kann es ja auch locker mit den meisten medizinischen Dissertationen (Doktorarbeiten) aufnehmen, so dass man den Dr. med. heute sowieso nicht so ernst nehmen sollte. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass all diese vielen Doctores etwas wissenschaftlich Neues erforscht haben? Interessieren würde mich ja, wie sich diese spezielle Thematik in Schweden darstellt. Gehen die Schweden mit Titeln genauso locker um wie mit der Anredeform?

Ich will jetzt mal eine These formulieren: Ich glaube, dass eine Gesellschaft, die weniger Formalismen pflegt, die solidarischer und freier ist, in der Tendenz auch flexibler und offener auf Veränderungen reagiert, kreativer und erfolgreicher sein wird. Für die Richtigkeit dieser Annahme gibt es, glaube ich, gerade in Skandinavien viele Belege.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich rede nicht einer Beliebigkeit von Werten das Wort, wohl aber einer Besinnung auf die Frage, welche "Werte" es denn wert sind, und welche sich bei näherer Betrachtung bloß als Ausdruck eines starren Konservatismus entpuppen, dessen Verfechter in der Psychologie als sog. "autoritäre Persönlichkeiten" bezeichnet werden. Mal googeln, es lohnt sich!

[brummbaer]

Hej torsten1, ich verstehe nicht weshalb du hier leute anmachst, die hier auf die frage antworten, naja, es muss ja immer jemanden geben der mit erhobenem zeigefinger dasteht...
Dein salmon glaube ich gehöhrt auch nicht in dieses thema !!!
Hier sollten vielleicht die antworten, die die frage verstanden haben.
ebrigens mich wuerde das du nicht stoeren, aber das war hier nicht die frage.
Aber vielleicht solltest du ein anderes thema fuer eine disskussion ueber ärtzte und ings. und geschuetzten titeln eröffnen.
gruss brummbaer

[torsten1]

Ist o.k., Brummbär, ich wollte eben auch mal brummen, was aber ganz sicher keine Anmache sein sollte! Aber ich wollte offen meine Gefühle und Gedanken äußern und sie nicht in diplomatischer Soße verrühren.

Was die Nebenthemen betrifft, ich sehe die Dinge als Zusammenhang. Und in diesem konkreten Fall einen Rat zu geben, halte ich für schwierig. Im Prinzip müsste man testen, was den Unterschied zwischen Du und Sie ausmacht oder ob es überhaupt einen Unterschied macht. Letzteres würde ich bezweifeln, denn erstens interessiert sich ein potentielle Käufer ja für das Objekt und weniger für den Verkäufer, zweitens kann und wird sich jemand, der in Schweden ein Haus kaufen möchte, sicherlich auch mit schwedischen Gepflogenheiten auseinandersetzen, wenn er sie nicht schon kennt. Ich würde mich an des Verkäufers Stelle so verhalten, dass ich mich wohl dabei fühle. Wenn er sich unsicher fühlt, soll er eben "Sie" sagen.

[brummbaer]

Hej torsten,
Vielleicht solltest auch du dir die fragen einmal durchlesen bevor du sie beantwortest.
gruss brummbaer

[Brelinger]

Hej!

Habe wirklich ein wenig überlegen müssen.
Ich bin ein absoluter „DU“ Fan und damit in Deutschland auch des öfteren angeeckt.

Allerdings möchte ich das Ganze einmal distanziert betrachten.
Das „Sie“ strahlt in Deutschland einfach Seriösität aus. Habe mir Eure Anzeige einfach mal in DU und SIE Ton vorgestellt. In SIE klingt es einfach gewohnter. Beispiel:

Wir waren vor Weihnachten in einer kleinen Wellness Pension auf Fehmarn. Homepage und erste Ansprache waren per SIE. Nach ca. 2 Stunden dort war man per DU. Alles kein Problem, doch das SIE vorweg machte einfach einen guten Eindruck.

Zum Thema SIE und DU in der Gesellschaft.....es ist in der deutschen Art und Weise einfach verankert. Man ist daran gewöhnt und viele Leute gehen im Laufe des älter werdens zum Sie über – dies ist einfach Teil der Etikette. Ich bin einer der „jüngeren“ habe mich mit allen und jedem geduzt – nach dem Studium wurde das einfach etwas steifer. Veränderung braucht eben Zeit und bis wir auch DU zum Kanzler sagen dauert es noch.....

Beim Dr. Titel sehe ich das übrigens anders – der wird Teil des Namens und deshalb wendet man ihn an. Nicht unbedingt zwingend wegen irgend einer Leistung. Dies ist Etikette und gehört sich so. Modern oder unmodern... gebe ja auch schliesslich den Leuten die Hand, wenn ich Sie sehe. Würde sogar den König siezen – auch wenn ich meine der hat nunmal überhaupt keine Leistung erbracht um dort zu sitzen wo er sitzt. überhaupt sollte ich König von Deutschland werden - aber dazu ein andern mal mehr


DIE BEIDEN WOLLEN EIN „GESCHÄFTSANGEBOT“ erstellen – deswegen würde ich hier auf SIE setzen.

Cheers, der Brelinger
(der auf Konventionen nicht all zu viel gibt – aber auch eine berufliche Seite hat )

[torsten1]

Man sieht, Deutsche finden immer Gründe für das "Sie", und wenn's die Gewohnheit ist. Und weil etwas Etikette ist, gehört es sich so? Ich habe mal gelesen, dass auch Etikette sich zeitgemäß anpasst, wenn auch verzögert (cultural lag). Man könnte ja auch fragen, welche Etikette sinnvoll ist und welche sich überlebt hat.

Das "Sie" ist seriös? Wirklich? Es wirkt aus Gewohnheit seriös, genau wie das geschäftliche Outfit mit Sakko und Krawatte. Ich ziehe mir auch ein Sakko über, wenn ich zum Kunden gehe. Meine Frau war dafür. Merkt denn niemand, dass das nur Äußerlichkeiten sind, die dem Gegenüber etwas vorspiegeln? Repräsentation? Dahinter kann sich ein Betrüger gut verbergen - Hauptsache "seriös"? Welche Maßstäbe hat unsere Gesellschaft eigentlich?

So wie das Thema in Deutschland diskutiert wird, wird außerdem deutlich, wie heterogen unsere Gesellschaft in ihren Grundüberzeugungen doch ist. Da passt es schon nicht zwischen Nord und Süd. Mir hat mal ein schwedischer, ich glaube, Hauptfeldwebel, erzählt, seine Truppe hätte mal in Jugoslawien mit der Bundeswehr zu tun gehabt. Na, mit den Jungs sei man super klargekommen: "Die dachten wir wir." Aber später hatten sie es mit einer anderen deutschen Einheit zu tun, und auf einmal habe man sich nicht so gut verstanden. Die erste Einheit kam aus Norddeutschland, bei der zweiten weiß ich es nicht. Niedersachsen und Bayern etwa sind kulturtell recht unterschiedlich. Dagegen ist die schwedische Gesellschaft recht homogen. Deshalb gibt es auch nicht so große und grundlegende Unterschiede zwischen der konservativen und der sozialdemokratischen Partei z.B. Die gemeinsame Basis ist deutlich stärker als bei uns.

[kapehei]

um zum Thema zurückzukommen:

Ich würde in dem Angebot das "Du" bevorzugen.

Das hat für mich vermutlich zwei Gründe:

Einerseits bin ich natürlich bei meinem ersten Schwedenurlaub - ich glaube das war so 1973 - auch gleich geduzt worden. Habe mich da gleich einbezogen gefühlt - war so eine Art "willkommen" für mich.

Andererseits arbeite ich in einem Handwerksbetrieb, wo sich alle, vom Azubi bis zum Geschäftsführer, duzen. Auch von daher ist duzen für mich der Normalfall, auch in Deutschland.

Soviel dazu.

[Vason]

Wenn man mal liest wie schwedische Vermieter ein Ferienhaus anbieten, dann steht da weder du oder Sie, sondern alles ist unpersönlich abgefasst. Also ungefähr so: Schönes Ferienhaus in Schweden zu vermieten. Kueche, Dusche, 2 Schlafzimmer, Wohnraum. 1 Schlafzimmer mit Doppelbett usw.
Du in Schweden sagt man ja bloss, weil man kein Wort fuer Sie hatte, sondern immer in der 3. Person ( Herr Andersson hat gesagt usw.) reden musste. (Wenn wir mal von Dalarna absehen). In den meisten Geschäften wird man hier heute mit Ni angeredet.

[kapehei]

@vason

Das mit dem "Ni" kann ich zumindest für das Värmland (Arvika, Sunne, Torsby) und für den Zeitraum 1973 - 1999 nicht bestätigen. Sobald wir dort irgendwo zumindest versucht haben, richtig schwedisch zu sprechen, war sofort das "Du" auf der Gegenseite. Und das hat mich jedes mal gefreut. Ich war zu Hause.

[kapehei]

Völlig offtopic zum Begriff "Ni":

Kennt Ihr eigentlich den herrlich blödsinnigen Film "Die Ritter der Kokosnuss" von "Monty Pythons Flying Circus"?

Dort verlangen u.a. die "Ritter vom Ni" ein gebrauchtes Gebüsch als Geschenk.

Nicht gleich hauen für diesen Beitrag. Ist mir zu "Ni" einfach eingefallen. Kommt nicht wieder vor.

Entschuldigung

[irni]

Eines ist jedenfalls klar, das Angebot soll eine Anrede enthalten und nicht so neutral/nichtssagend sein wie viele der schwedischen Anzeigen - dötrist nenne ich das.
Du oder Sie finde ich eher Geschmackssache. Ihr habt ja selbst schon die Antwort gegeben. Geschmäcker sind einfach verschieden, was der eine als nette Geste auffasst findet der andere als einen ernsten Verstoss gegen die Etikette. Persönlich finde ich das Du netter, spricht mich direkt an und gibt mir ein Gefühl von freundlichem Empfang. Allerdings finde ich das Sie etwas mehr geschäftsmässig, schafft einen gewissen Abstand, den vielleicht andere schätzen.
Ich glaube auch, dass die meisten presumptiven Kunden sich vor dem Urlaub vorbereiten und mit schwedischen Gegebenheiten einigermassen vertraut sind. Und dann, wie schon erwähnt, haben IKEA und H&M gute Vorarbeit auf dem Gebiet geleistet.
Also fragst du mich, so stimme ich für ein Du ohne Reservation!

Zum Schluss: was hat dein Freund eigentlich zu verlieren?

[Infosammler]

Hej hej,
ich würde das du wählen. Ein du ist eine vertraute Anrede. Wenn ich mir irgendwo ein Haus miete, möchte ich mich dort wohlfühlen. Ein Du ist etwas vertrautes. Mich würde das du nicht stören, sonder das Gefühl geben * ich bin dort Willkommen*. Außerdem ist es bekannt das man sich in Schweden dutzt. Man sollte das Du einfach groß schreiben.

Gruß Claudia