Teil 2 - Schweden/Norwegen 2008 ... Femund/Grövelsjö

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wölfchen
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Teil 2 - Schweden/Norwegen 2008 ... Femund/Grövelsjö

Beitrag von wölfchen »

20. Mai
Sonnig; 5 °C – 7 °C

Kurz und bündig: Kurze Autofahrt – streckenmäßig kurze Wanderung (7 km). Zu kurz?

Wer wäre da nicht drauf gekommen? Am Morgen aufgewacht, gefrühstückt und wieder eingepackt damit wir weiterfahren konnten.
Vom Lägerplats ging es nach Idre. Manuel mit dem Fahrrad, ich mit dem Gespann. Dort erst mal wieder tanken und ein wenig einkaufen. Tunnbrödvorrat auffüllen! Zusammen fuhren dann weiter in Richtung Grövelsjö und von dort auf einen Parkplatz ca. 1 km von der norwegischen Grenze entfernt. Zuvor machten wir haben noch einen kurzen Halt in Storsätern. Im Vorbeifahren sahen wir eine interessant aussehende Kapelle aus Holz. Die wollten wir uns nur zu gern ansehen. Solch eine Kapelle oder Kirche bei uns daheim und ich wäre jeden Sonntag dort. Durch den Vorraum betraten wir einen wunderschönen, schlicht gehaltenen, hellen Kirchenraum. Viele Fenster ermöglichten überall den Blick nach draußen und ins Fjäll. So schön friedlich und still war es drinnen.

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Wir brauchten nur noch das Notwendigste in die Trekkingsrucksäcke zu packen und uns starklar machen. Wollten wir wirklich mit den schweren Rucksäcken durchs Fjäll laufen? Schon zu Beginn (und das war etwas niedriger als der Zielpunkt) kreuzten Schneefelder den Wanderweg. Ja, wir wollten, eine oder zwei Übernachtungen. Also los gings! Learning by doing: Wie wichtig es ist, die Rucksäcke richtig zu packen, sollten wir noch rausfinden …

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Am Parkplatz

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Nach ca. 200 m Wanderung

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Kurze Pause

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Für die gerade mal 6 km bis zum Silverfossen haben wir immerhin 3 ½ Stunden benötigt, ohne Abzug von Pausen. Trotz zweimaligen Trainings zu Hause drückte unser Ballast doch ziemlich auf den Schultern (eine Folge der falschen Gewichtverteilung, wie sich später herausstellen sollte – manchmal ist es doch besser, die Anweisungen zu befolgen!), zudem machten es uns die Schneefelder auch nicht einfacher. Immer wieder sanken wir z. T. bis zu den Knien ein. So wurde es eine anstrengende Wanderung, mehr Kilometer hätten wir an dem Tag auch nicht mehr geschafft.

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Und zu allem Überfluss lag das letzte Stück Weg zum Silverfossen komplett unter einer riesigen Schneedecke … incl. dem Silverfossen.
Wir folgten den Fußspuren eines anderen Wanderers, der anscheinend ebenfalls erfolglos wieder umgekehrt war. Keine Ahnung ob wir überhaupt in der Nähe waren, zumindest rauschte es unterhalb der mehrere Meter hohen Schneeverwehung auf der wir standen. Einzige Möglichkeit die Seite zu wechseln war eine morsche Brücke unterhalb des Schneeanstiegs, der schon einige Bretter fehlten. Wir ließen es und kehrten lieber auf augenscheinlich sicherem Weg um.

Das Fjäll selbst war dennoch sehr schön, das Wetter traumhaft. Zwischendurch ließ es sich auch mal leichter gehen, auch Holzstege waren vorhanden, natürlich sah man gelegentlich nur den Anfang und das Ende, der Rest war unter dem Schnee zu erahnen. Wenn es mal tiefer hinab ging, hatte man halt daneben getreten.

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Rentiere waren ebenfalls im Fjäll unterwegs und begleiteten uns bis zur Raststuga. Diese Raststuga befand sich ca. 1 km vor dem Siverfallet und 5 km vom Parkplatz entfernt und wir hatten vor dem Anstieg zum Silverfallet dort bereits unsere 2. Pause gemacht.

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Weil wir in der Hütte eine Feuermöglichkeit hatten, zogen wir diese dem Zelt als Übernachtungsstätte vor. Sie hatte keine Bodenbretter, der Fußboden bestand aus Schottersteinen. Es gab zwei Fenster, einen großen Tisch, zwei schmale lange Bänke, eine lange breite Bank mit ebenfalls einem Tisch darauf und genügend Nägel in den Deckenbalken um unsere Klamotten aufzuhängen.
Manuel machte wieder Feuer, drinnen im Ofen und draußen ein Lagerfeuer, nachdem er das frisch dort hingebrachte meterlange Holz gesägt und gehackt hatte (die nächsten Wanderer können sich diese Arbeit sparen …). Dauerte eine Weile, bis es an war und Wärme spendete, aber wir hatten auch Thermowäsche dabei und diese angezogen.
Es war herrlich ruhig und idyllisch dort. Ein Bach befand sich rechts und links der Hütte, eine offene Fjälllandschaft sowie ein lichtes Birkenwäldchen. Und natürlich die Rentiere.
Die zweite Erfahrung neben der Rucksackbeladung war die, dass man wirklich ein zweites paar Schuhe mitnimmt, egal was für welche. Hauptsache, man kommt aus den feuchten Wanderschuhen raus, die man dann neben das Feuer oder auch in die Sonne zum Trocknen legen kann. ICH konnte diesen Luxus genießen …

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War erst einmal ungewohnt auf den auf den harten Bänken ausgerollten Isomatten und im Schlafsack zu übernachten, ich schlief aber irgendwann ein und pennte durch bis zum nächsten Morgen.


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Manuel sorgte vorm Hinlegen erst noch mal für genug Holz im Ofen (auch wenn es nur noch bis etwa Mitternacht brannte) und konnte im Vergleich zu mir nicht richtig schlafen. Kalte Füße, die einfach nicht warm werden wollten hinderten ihn daran. Zum einem, war er den ganzen Abend in seinen feuchten Wanderschuhen geblieben, zum anderen fehlten ihm ein paar warme Socken (Angora sei Dank).

Macht Euch ruhig über uns lustig. War unsere erste Wanderung mit Übernachtung, über das eine oder andere können wir jetzt schon mit dem Kopf schütteln. Man muss es halt erst einmal ausprobieren und lernen, deshalb sind wir auch nicht gleich zu einer Wochenwanderung in den Sarek aufgebrochen. Dennoch denken wir gern an diese erste Wanderung zurück, mit einem belustigten Auge und mit einem, dass sich schon tierisch auf 2009 freut!!!


21. Mai
Zunächst sonnig und frostig, später bewölkt, vereinzelte Schnee- und Regenschauern. Frosttemperatur bis 6 °C.

Meine kalte Nase und mein Atem signalisierten mir am Morgen, dass es ziemlich kalt außerhalb des Schlafsacks sein musste. Am liebsten wäre ich liegen geblieben, aber irgendwann muss man mal aufstehen, und wenn’s halb sieben morgens im Urlaub und in einer einsamen Hütte im schönen schwedischen Fjäll ist.
Zum Frühstück gab’s heißen Kaffee und Tee aus frischem klarem Bachwasser und dazu Tunnbröd mit Butter. Es folgte das Abmühen, den Schlafsack wieder in den Rucksack zu stopfen und die Isomatte zu komprimieren. Irgendwie musste der ganze Rest auch noch in den Rucksack, hatte vorher ja auch alles hineingepasst. An dem Morgen fiel uns auf, wie viel Zeug wir mitgeschleppt hatten. Die Hütte hatten wir komplett in Beschlag. Wahnsinn!

Dank des Frosts und des frühen Aufstehens war der Rückweg nur halb so beschwerlich, da der Schnee wesentlich fester war als am Nachmittag zuvor. Die Folge war, dass wir nur noch selten eingesackt sind und es sich über den Schnee hat gut laufen lassen.

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Der Himmel zog sich langsam zu, aber es blieb trocken. Die Landschaft war – oh Wunder! – die gleiche wie am Vortag. So wanderten durchs Fjäll, lichte Zwergbirkenwälder, Moor und richtigen Birkenwald und auch mal über Bäche, mit und ohne Brücken, wieder zurück zum Parkplatz.

Am Wohnwagen angekommen (wir haben bloß eine Pause machen müssen und haben nur 2 Stunden für die Strecke benötigt) wurden die Rucksäcke wieder ausgepackt und die Sachen verstaut. Dann fuhren wir zurück nach Grövelsjö. Eine Rentierherde lief dort vor unserem Auto über die Straße und ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Wir schauten am See aus dem Auto, sahen viel Schnee bei der Sjöstugan – jemand schaute uns ganz entgeistert an –, zudem mussten wir feststellen, dass der See noch richtig zugefroren ist und beschlossen, nach Elgå (N) am Femundsee gefahren, wo wir wussten, dass dort ein Campingplatz geöffnet hat (eine warme richtige Dusche nach der Wanderung war nicht zu verachten!).

Am höchsten Punkt der Straße (ca. 840 m ü. NN) befindet sich ein Parkplatz, von dem man ebenfalls Wanderungen ins Fjäll unternehmen kann. Wir machten Mittagsrast und währenddessen fing es an zu schneien.

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Schon zuvor konnten wir den Niederschlag bringenden Wolken rund herum zuschauen ...

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Die Straße von Idre nach Elgå ist traumhaft. Es geht durch Wälder, an stillen Seen vorbei, der Waldboden ist mit Rentierflechte überzogen und dazu die tolle Aussicht auf die Berge.

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In Elgå schlugen wir auf dem Campingplatz Femund Fjellstue den Wohnwagen für eine Nacht auf. Die Sonne schien zwischendurch und wir entschieden uns für eine kurze Radtour in den Femund Nationalpark. Genauer gesagt nach Svukuriset an der Grenze zum Nationalpark. Der Nationalpark gliederte sich in drei Zonen, der eigentliche Nationalpark und zwei Naturschutzgebiete. Im Nationalpark selbst ist das Radfahren verboten.

Die Radtour betrug gerade mal 10 km einfache Wegstrecke. Allerdings legten wir dabei immerhin 120 – 140 m Höhenmeter auf dieser Strecke zurück. Das Wetter war gut. Bei uns war es trocken und sonnig, die Regen- und Schneewolken machten einen Bogen um uns, so dass wir sie aus einiger Entfernung an uns vorbeiziehen sehen konnten. Der Forstweg führte durch einen felsigen Kiefernwald hinauf ins Fjäll.

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Svukuriset

Von Svukuriset aus gingen wir noch etwas zu Fuss bis zur Nationalparkgrenze. Die Schneeschmelze kann noch nicht lange vorbei sein, überall noch braune und platt gedrückte Gräser und keine Blätter an den Fjällbirken, hier und da allenfalls mal Knospen. Andererseits hat es die Vegetation bei den Temperaturen auch nicht gerade eilig und einfach … hier ist halt vieles etwas gemütlicher. Aber wenn sich die Natur entschlossen hat, dass es Zeit für den Frühling ist, dann kann man beim Ausschlagen der Blätter, beim Wachsen der Gräser und Blumen schon beinahe zuschauen. Wie sich später herausstellte, innerhalb von 1-2 Wochen wird aus dieser eben beschriebenen Landschaft das schönste Frühlingsparadies.

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Blick über Svukuriset auf den Femundsee

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Am Ufer des Femundsee

Weil unsere Hüttentour kürzer wie geplant ausgefallen ist und die Wandermöglichkeiten etwas eingeschränkt sind (der See Gutulisjøen und somit auch der Nationalpark Gutulivola ist zur Zeit nicht anfahrbar, da der sandige Weg, lt. Auskunft vom Campingplatzbesitzer zum größten Teil unterspült und weggespült wurde, gesperrt ist), planten wir über Idre zurückzufahren und nahmen uns vor, an verschiedenen anderen Orten etwas unternehmen. Was genau, davon wollten wir uns überraschen lassen. Ich mag diese Gegend und konnte mich noch nicht von den Fjälllandschaften hier trennen um jetzt schon nach Norwegen zu fahren.


22. Mai
Regen und Schnee; 3 °C – 5 °C

In den Höhenlagen hatte es in der Nacht wieder etwas Schnee gegeben.

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Wir fuhren nicht weit, es regnete den ganzen Tag mit einer kurzen Pause, die ich wie abgepasst zum spazieren gehen am Seeufer des Hemmosjön nutzte. Dafür regnete nach dem Spazierung um so mehr. War wie abgesprochen.

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Wir hielten auf dem Rastplatz am Hemmosjön seit Mittag. Den Platz hatten wir auf der Hinfahrt schon gesehen. Nun waren wir natürlich prompt erst mal wieder dran vorbeigefahren, aber macht ja nichts, einfach umdrehen.
Im Prinzip verbrachten wir den ganzen Tag mit Lesen. Ich vertiefte mich zusätzlich in die Wanderkarten, wer weiß vielleicht findet man ja noch ein paar schöne Rad- und/oder Wanderrouten bevor wir nach Norwegen fahren. Eine Mehrtagestour im Rogen NSG wäre auch nicht schlecht, mit Übernachtung in einer STF Hütte. Allerdings abhängig vom Zufahrtsweg und dem Wetter.


23. Mai
Bewölkt, vereinzelte Schauern (Schnee + Regen); 4 °C – 8 °C

Geplant war nach dem gestrigen Kartenstudium ein Ausflug zum Burusjön vom Parkplatz Nipfjäll aus. Aber schon Höhe Idrefjäll lagen bereits 2-3 cm nasser Neuschnee auf der Straße. Riskieren wollten wir nichts und so drehten wir wieder um und fuhren nach Idre zurück. Wieder einmal stand improvisieren auf dem Plan und so ging es über Sörvattnet und Högvålen (wieder einmal, wir sind hier ja noch nie durchgefahren …3 mal bisher) nach Tännäs und von dort zum Rogen Naturreservat, wo wir auf einem Rastplatz hinter Käringsjövallen lagerten.

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Auch auf der Strecke nach Sörvattnet und Högvålen lag Neuschnee (die Strecke kann man immer wieder fahren, von solchen Landschaften bekommt man nie genug).
Ich bin da nicht so zimperlich. Fahrrad runter vom Autodach und los geht’s! Vom Parkplatz aus, von dem man auf dem Pilgrimsleden wandern kann, fuhr ich dann durch die winterliche Landschaft 30 km bergauf und bergab bis nach Tännäs. Ein paar Kilometer hinter Högvålen war es dann mit der winterlichen Pracht wieder vorbei, die Gegend war entweder vom Niederschlag verschont geblieben oder lag unterhalb der Schneegrenze. Aber die höheren Berge ringsumher waren weiß und z. T. höhere Schneewandreste an den Straßen gaben zu verstehen, dass der Winter vor nicht allzu langer Zeit den Rückzug angetreten hatte. Rentiere gab es natürlich auch wieder zu sehen.

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Start der Radtour

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Högvålen

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Bedauernswert ist, dass wir im Herbst nicht doch einen Abstecher zum Rogen gemacht haben, dass muss herrlich dort sein zu dieser Jahreszeit.
Der Weg zum Rogen Naturreservat ist im Prinzip Fortstraße im guten Zustand, zumindest bis nach Käringsjövallen (bis auf eine Ausnahme … ein unterspültes Schlagloch, das uns im Nachhinein 400 EUR gekostet hat … Spur einstellen und zwei neue Reifen … Ab Käringsjövallen wird die Straße schlechter, einige Schlaglöcher, aber wenn man langsam fährt geht’s. Langsam heißt, untersetztes Getriebe, erster bis zweiter Gang, zumindest mit Wohnwagen hinten dran.
Am Rastplatz lagen noch Schneereste und es war nass. Die Wanderung zur STF Hütte am Rogen würden wir sicherlich nicht durchführen können. Der Weg dort hin würde auch nicht viel anders sein wie hier.

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Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man am anderen Seeufer hinten unsere "Herberge"

Unser Lager befand am Fluss Mysklan, der noch hoch Wasser führte. Aber welch Entzücken, uns gegenüber lebte ein Biber. Am Rastplatz selbst hatte er viele Birken gefällt. Alle auf einer Höhe abgenagt. Die Kamera hatte ich leider nicht zur Hand, bis ich dann soweit war, war der Biber weg … man kann nicht alles haben. Der kleine Kerl war ein Prachtbursche. Habe gar nicht damit gerechnet, dass Biber so groß sind.

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Thrudvangar
Beiträge: 34
Registriert: 18. März 2007 09:04
Wohnort: Lübeck

Beitrag von Thrudvangar »

Hej

wirklich schöner bericht und verdammt gute bilder!
ich beneide euch um die erlebnisse :-)

grüße


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wölfchen
Beiträge: 759
Registriert: 5. August 2005 09:52
Wohnort: Nordhessen

Beitrag von wölfchen »

Tack så mycket!

Freut mich, wenns gefällt.


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