Hallo Alterschwede,
Auch wenn Dein Beitrag inzwischen schon mehr als einen Monat alt ist, hoffe ich, dass ich Dir und Deiner Tochter noch immer etwas helfen kann mit meinem Bericht.
Ich bin seit Ende August, also seit zwei Monaten, Aupair in Schweden, am Stadtrand von Östersund. Ausser mir gibt es so weit im Norden kaum deutsche Aupairs, viele sind in Stockholm oder auch Göteborg, Lund.. Ich wuerde aber in keine andere Stadt gehen wollen, da mir die Stadt und ihre Umgebung hier sehr gut gefällt und ich mich sehrsehr gut eingelebt habe. Die Familie, in der ich wohne, ist sehr nett; sie besteht ausser den Eltern aus vier (!) hellblonden Kindern im Alter von zwei bis elf Jahren. Sie sind mir alle sehr ans Herz gewachsen, ebenso wie meine Freunde, die ich hier schon gefunden habe. Aber wenn man mit dem Gedanken spielt, ein Aupairjahr zu beginnen, sollte man sich darueber bewusst sein, wieviel Stress damit auch verbunden ist.
Um weiterhin Kindergeld zu bekommen ist es Bedingung, dass man mindestens zehn Stunden Sprachunterricht in der Woche hat. (Und natuerlich ist es mir so wie wohl allen, die hier herkommen, wichtig, die Sprache richtig zu lernen) Dazu kommen dann die Arbeitsstunden, laut Vertrag 25, aber ich glaube, dass ich bisher keine Woche hier erlebt habe, in der ich nicht mehr gearbeitet hätte. Denn dass man mit der Familie zusammenlebt ist nicht nur das Schöne, sondern auch das Anstrengende am Job. Sobald ich ausserhalb meines Zimmers bin, auch wenn das um zehn Uhr abends und damit lange nach Arbeitsende ist, räume ich irgendetwas auf, helfe in der Kueche mit, bringe die Kinder mit ins Bett weil sie es sich wuenschen undundund. Und wenn dann noch zwei von ihnen gleichzeitig krank sind hab ich schonmal eine Betreuungszeit von fast vierzig Stunden in der Woche.. Was wirklich nicht ohne ist.
Es ist sehr wichtig, dass man wirklich Spass am Zusammensein und Leben mit Kindern hat, sonst wird man irgendwann einfach von Arbeit erschlagen, glaube ich. Aber wenn Deine Tochter sich wuenscht, als Aupair zu arbeiten, wird das bei ihr ja wahrscheinlich der Fall sein..
Ein typischer Tag sieht bei mir so aus, dass ich um halb sieben aufstehe, Fruehstueck mache und dann zuerst mich und dann den Kleinen fertigmache. Den bringe ich dann zur Dagis und fahre zur Schule, wo ich jeden Tag von 8.00 bis 12.00 Uhr Unterricht habe. Bis zwei ist Mittagspause (die ich meist ausser zum Essen aber auch fuer den Haushalt nutze) und dann trudeln nach und nach die vier Blondschöpfe ein, mit denen ich dann bis achtzehn Uhr alleine bin.
Obwohl es am Anfang klang, als sollte das eher die Ausnahme sein, koche ich inzwischen fast jeden Tag. Ansonsten gehört Wäsche, aufräumen und Geschirr und dergleichen zu meinen Aufgaben. Meine Familie hält sich aber an die Vorgabe, dass ein Aupair in erster Linie fuer die Kinderbetreuung und ansonsten nur fuer kleine Dinge im Haushalt zuständig ist.
Generell kann ich nur sagen, dass alles mit der Familie steht und fällt. Ich habe viel Glueck und bei meiner Familie auch von Anfang an ein gutes Gefuehl gehabt und hatte in meinen Sommerferien (die ich in Dalarna verbracht hab) die Chance, alle im Vorab kennenzulernen. Was mir den Einstieg sehr erleichtert hat, weil ich ungefähr wusste, was und vor allem wer mich erwartet. Wenn Deine Tochter die Chance zu einem vorherigen Kennenlernen haben sollte, kann ich das daher nur empfehlen.
Mit der Suche nach einer Familie sollte man frueh beginnen, entweder ueber eine Agentur oder, wie ich es gemacht habe, privat. (Wobei in diesem Fall wichtig ist, dass zu Beginn der Aupairzeit ein Vertrag aufgesetzt wird, zur eigenen Absicherung und auch der der Familie.)
Die Suche kann teilweise wirklich deprimierend sein; es gibt erstaunlich viele junge Frauen und darunter auch ausgebildete Kindergärtnerinnen, die nach Schweden wollen. Man sollte sich davon aber nicht entmutigen lassen - ich selbst habe erst zwei Monate vor Beginn meine Zusage bekommen und könnte mich hier kaum wohler fuehlen!
Viel Glueck deiner Tochter! Ich kann das hier nur empfehlen, Schweden ist wirklich wunderbar. In der Hoffnung, dass ich helfen konnte,
Schwedenkind