Hej Olli,
wenn es um Schulzeugnisse geht, empfehle ich
http://vhs.se/Vad-gor-VHS/Utlandska-betyg/
Das VHS (Verket för högskoleservice) übersetzt dein Zeugnis zwar nicht (wie es ein Übersetzungsbüro tun würde), sondern "überträgt" Dein deutsches Zeugnis und gibt wieder, welcher schwedischen gymnasialen Ausbildung Dein deutscher Schulabschluss entspricht. Auch die Abi-Note wird ins schwedische System umgerechnet, was insbesondere dann eine Rolle spielt, wenn Du Dich hier um einen Studienplats bewirbst und mit schwedischen Bewerbern konkurrierst.
Für Uniabschlüsse gibt es das HSV (Högskoleverket), das ab 2013 durch ENIC-NARIC abgelöst wird. Dort werden deutsche Universitätsabschlüsse in schwedische Examina übertragen und du erhältst ein "Utlåtande", auf dem sowohl die genaue Bezeichnung des deutschen Abschlusses steht, als auch die Formulierung "was einem schwedischen xyz-Examen entspricht."
https://hsv.se/utlandskutbildning/arbet ... 56948.html
Für bestimmte Berufsgruppen (reglerade yrken) gibt es jeweils eigene Behörden, die für die Anerkennung der beruflichen Qualifikation zuständig sind, z.B. alle Berufe im Bereich Medizin und Pflege, Anwälte, landwirtschaftliche Berufe, Juristen, Übersetzer... Eine Liste, wer wofür zuständig ist findet sich hier:
https://hsv.se/utlandskutbildning/arbet ... 56642.html
Was also diese beiden Formen von Zeugnissen angeht, kannst Du Dir getrost das Geld für einen Übersetzer sparen, denn selbst, wenn Du eine ordentliche Übersetzung bekommst, heißt das noch nicht, dass einem potentiellen Arbeitgeber dann auch klar ist, was genau du eigentlich kannst. Außerdem machen sich Stempel und Wasserzeichen von schwedischen Behörden oft besser als solche von Übersetzerbüros. Muss natürlich nicht so sein, aber ich bin mit damit sehr gut gefahren. (Auch wenn es formell eigentlich keinen Unterschied macht/machen sollte, sollte man es einem schwedischen Arbeitgeber so einfach wie möglich machen, zu verstehen, was man kann und gelernt hat.)
Wenn es um Arbeitszeugnisse geht, wird die Sache etwas schwieriger. Wenn Du die Möglichkeit dazu hast, bitte Deine(n) Arbeitgeber in Deutschland darum, das Zeugnis auf englisch zu formulieren. Mein letzter Arbeitgeber in D gab mir damals ein deutsches Zeugnis, welches ich dann ins englische übersetzt habe und er dann wiederum ausgedruckt und unterschrieben hat. Auf diese Weise hatten wir beide was davon: er sparte sich die Arbeit und ich hatte ein Zeugnis, das so aussah, wie ich es wollte. Inhaltlich war das auch nie ein Thema, aber ich wollte einfach, dass es auch sprachlich ein richtig guter Text wird und habe mir bei der Übersetzung von jemandem helfen lassen, der englisch auf Muttersprachniveau beherrscht.
Wichtiger als ein Arbeitszeugnis sind in einem Bewerbungsprozess aber die Referenspersonen, da das Konzept "Arbeitszeugnis" wie es in D üblich ist, in Schweden eher unbekannt ist. (Das kann möglicherweise von Branche zu Branche variieren, ich schildere hier nur meine subjektiven Erlebnisse und Beobachtungen). Man kann zwar so etwas anfordern, aber dann erhält man eine absolut wertneutrale stichpunktartige Aufgabenbeschreibung.
Wenn man zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, legt man üblicherweise eine Liste von ca. 3 Personen mit deren Arbeitsfeldern und Telefonnummern vor. Darunter sollte sich idealerweise der letzte Arbeitgeber befinden, muss aber nicht. Bei mir waren es im ersten Job in Schweden u.a. ein ehemaliger Dozent von der Uni in Deutschland, zu dem ich einen guten Draht hatte und ansonsten private Kontakte, die sowohl mich, als auch meine Qualifikationen gut kannten, weil sie in ähnlichen Bereichen arbeiteten.
Natürlich sollten die Personen unbedingt vorher informiert werden, dass Du sie als Referenzpersonen angibst und sofern es sich um Nicht-Schweden handelt, schadet auch ein kurzes Briefing nicht, was von Ihnen erwartet wird. Typische Fragen sind dann z.B. woher und wie lange man die Person kennt, wie er/sie in Gruppen funktioniert, wie er/sie auf neue Anforderungen reagiert, welche Ausbildung er/sie hat, etc.
Da der potentielle neue Arbeitgeber es hier mit einem Menschen und nicht mit einem Stück Papier zu tun hat, sollte die Referenzperson einem unbedingt wohlgesinnt sein. Denn während eine mittelmäßige Zufriedenheit in einem Zeugnis hinter einem positiv klingenden "hat seine Arbeit zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt" vernebeln kann, fällt das in einem Gespräch sicher schneller ins Gewicht.
Was das Beglaubigen von Kopien angeht: Das VHS und das HSV schreiben beide ausdrücklich, dass es reicht, wenn eine zweite Person (das kann irgendwer sein, auch ein Familienmitglied) mit Name und Telefonnummer auf der Kopie unterschreibt und damit bezeugt, dass die Kopie mit dem Original übereinstimmt.
("En vidimerad kopia innebär att en person ska skriva sin namnteckning, namnförtydligande och telefonnummer på varje kopia. Den som på så sätt intygar att kopian överensstämmer med originalet kan vara en kamrat, familjemedlem eller myndighetsperson." Zitat VHS.)
Meine eigenen Erfahrungen mit der Zeugnisgeschichte habe ich vor anderthalb Jahren auch mal hier beschrieben:
http://brevlada.wordpress.com/?s=utl%C3%A5tande
Viel Erfolg mit Deinen Plänen!
Annika