Umstrittene Naturreservate
Verfasst: 6. Juli 2010 14:18
Nicht enden wollende Wälder sind ein Markenzeichen Schwedens. Der Wald ist die begehrteste Exportware. Die Forstwirtschaft und holzverarbeitende Industrie beschäftigen immerhin über 100.000 Menschen. Das ehrgeizige Ziel der Regierung, 900.000 Hektar unter Naturschutz zu stellen, um die wenigen Urwälder und urwaldähnlichen „alten Wälder", die Schweden nach der jahrzehntelangen intensiven Bewirtschaftung noch hat, zu schützen findet allerdings nicht nur Zustimmung.
Curt-Lennart Stenman lässt keine Möglichkeit aus, um auf seine Situation aufmerksam zu machen. Er kämpft für den Wald seiner Familie, der nun das Naturreservat Kamajokk in der Nähe von Jokkmokk ist. Sehr wertvoll aus Naturschutzaspekten, reich an Pflanzen und Tieren wie Luchs und Bär, nicht ein einziger Baum darf dort gefällt werden. Curt-Lennart Stenman hat seinen eigenen Wald besetzt, vor der Provinzialverwaltung und auf dem Markt in Jokkmokk protestiert, nun ist er zur Forstmesse in Piteå gekommen, um dem schwedischen Landwirtschaftsminister Eskil Erlandsson die Meinung zu sagen: „Der Beschluss zur Bildung des Reservats ist völlig gegen den Willen des Eigentümers und der Kommune erfolgt! Wir sind sehr erbost, dass man dem Besitzrecht so wenig Respekt entgegenbringt. Ich hoffe sehr, dass sie als Landwirtschafts- und Forstminister diese Frage aufnehmen. Wird die Regierung den Reservatsbeschluss zurücknehmen? Ich werde meinen Wald niemals verkaufen!"
Stärkung der Eigentumsrechte gefordert
Minister Erlandsson wiegelt kurz und entschlossen ab: „Ich kann leider zu konkreten Grundstücken keinen Angabe machen." Dabei versichert Waldbesitzer Stenman, dass er alle Unterlagen geschickt hat. Sein Wald ist Naturreservat geworden, ohne seine Zustimmung, einen Verkauf hat er abgelehnt, der Preis war ihm zu niedrig. Viele Waldbesitzer fordern inzwischen eine Stärkung des Besitzrechts. Das betrifft nicht nur die Bildung von Naturreservaten, sondern auch die Nutzung des Bodens für die Rentierzucht. Eine ungelöste und für Stockholm sehr heikle Frage, um deren Lösung seit langem gerungen wird. Denn Besitz- und Mitbestimmungsrechte macht auch die samische Urbevölkerung geltend. Unstrittig dagegen die wirtschaftliche Bedeutung der Forstwirtschaft, und das hebt Forst- und Landwirtschaftsminister Erlandsson gerne hervor: „Wir sind als Nation sehr vom Wald abhängig, was Arbeitsplätze und die industrielle Produktion angeht. Dazu ist in den vergangenen Jahren die Brennstoffproduktion aus Holzprodukten gekommen, die auch immer mehr Menschen beschäftigt."
Wirtschaft contra Naturschutz
Der Wald liefert nachwachsende Rohstoffe, deren Bedarf künftig nur noch steigen wird. Für Benzin und Diesel aus Kiefernöl oder Restprodukten der Papierproduktion sowie Heizstoffe wie Pellets oder Hackschnitzel. Gleichzeitig will sich die Regierung als guter Naturschützer zeigen und 900.000 Hektar Wald von der Forstwirtschaft ausnehmen und schützen. Einen großen Anteil leistet der Staat selber, indem das staatliche Forstunternehmen Sveaskog Wald schützt, wie Pressesprecher Per Eriksson erklärt: „Von den dreieinhalb Millionen Hektar produktiven Waldes haben wir 20 Prozent unter Schutz gestellt. Es gibt Wälder, die völlig unberührt bleiben oder wir nehmen gewisse Naturschutzmaßnahmen vor, dass wir zum Beispiel Fichten roden, um einen reinen schützenswerten Laubwald zu bekommen."
Zu hehres Ziel?
Im dünn besiedelten Norden Schwedens leben viele Menschen vom Wald, der von Generation zu Generation vererbt und genutzt wird. Dem Besitz von Wald folgt unter anderem das Jagd- und Angelrecht. Das hehre Ziel des Naturschutzes kann für den Waldbesitzer finanzielle Einbußen bedeuten, wie Jonas Eriksson von der Eigentümergesellschaft Norra Skogsägarna weiß: „Die Provinzialverwaltungen sollen im Dialog mit den Waldbesitzern schützenswerte Areale benennen. Der Waldbesitzer soll dafür eine marktgerechte Kompensation bekommen. Das ist nicht immer der Fall, viele fühlen sich von der Behörde überfahren oder die Kompensation des Staates war zu niedrig. Dazu kommt das Problem der Schlüsselbiotope: dafür gibt es gar keine Kompensation und der Wald darf nicht bewirtschaftet werden."
2010 ist das Jahr der biologischen Artenvielfalt und die nächsten Naturschutzziele werden ausgerufen. Jüngst forderten 200 Forscher, dass mindestens doppelt so viel Wald wie bisher geschützt werden soll. Auf der Messe in Piteå sind sich Vertreter von Regierung und Opposition einig: Das geht zu weit. Ann-Kristine Johansson von den Sozialdemokraten: „Das Ziel von 900.000 Hektar steht, das wurde ja vor zehn Jahren bereits festgelegt. Allein für dieses Ziel muss mehr Geld bereitstehen, das wollen wir in unserem Vorschlag berücksichtigen. Wir können nicht mehr und mehr Wald unter Schutz stellen, wir müssen auch sehen, wie wir die Rohstoffe des Waldes anwenden, um damit mehr zu bauen, oder um Plaste durch Holz zu ersetzen. Und dafür brauchen wir Wald."
(Quelle: Radio Schweden)
Curt-Lennart Stenman lässt keine Möglichkeit aus, um auf seine Situation aufmerksam zu machen. Er kämpft für den Wald seiner Familie, der nun das Naturreservat Kamajokk in der Nähe von Jokkmokk ist. Sehr wertvoll aus Naturschutzaspekten, reich an Pflanzen und Tieren wie Luchs und Bär, nicht ein einziger Baum darf dort gefällt werden. Curt-Lennart Stenman hat seinen eigenen Wald besetzt, vor der Provinzialverwaltung und auf dem Markt in Jokkmokk protestiert, nun ist er zur Forstmesse in Piteå gekommen, um dem schwedischen Landwirtschaftsminister Eskil Erlandsson die Meinung zu sagen: „Der Beschluss zur Bildung des Reservats ist völlig gegen den Willen des Eigentümers und der Kommune erfolgt! Wir sind sehr erbost, dass man dem Besitzrecht so wenig Respekt entgegenbringt. Ich hoffe sehr, dass sie als Landwirtschafts- und Forstminister diese Frage aufnehmen. Wird die Regierung den Reservatsbeschluss zurücknehmen? Ich werde meinen Wald niemals verkaufen!"
Stärkung der Eigentumsrechte gefordert
Minister Erlandsson wiegelt kurz und entschlossen ab: „Ich kann leider zu konkreten Grundstücken keinen Angabe machen." Dabei versichert Waldbesitzer Stenman, dass er alle Unterlagen geschickt hat. Sein Wald ist Naturreservat geworden, ohne seine Zustimmung, einen Verkauf hat er abgelehnt, der Preis war ihm zu niedrig. Viele Waldbesitzer fordern inzwischen eine Stärkung des Besitzrechts. Das betrifft nicht nur die Bildung von Naturreservaten, sondern auch die Nutzung des Bodens für die Rentierzucht. Eine ungelöste und für Stockholm sehr heikle Frage, um deren Lösung seit langem gerungen wird. Denn Besitz- und Mitbestimmungsrechte macht auch die samische Urbevölkerung geltend. Unstrittig dagegen die wirtschaftliche Bedeutung der Forstwirtschaft, und das hebt Forst- und Landwirtschaftsminister Erlandsson gerne hervor: „Wir sind als Nation sehr vom Wald abhängig, was Arbeitsplätze und die industrielle Produktion angeht. Dazu ist in den vergangenen Jahren die Brennstoffproduktion aus Holzprodukten gekommen, die auch immer mehr Menschen beschäftigt."
Wirtschaft contra Naturschutz
Der Wald liefert nachwachsende Rohstoffe, deren Bedarf künftig nur noch steigen wird. Für Benzin und Diesel aus Kiefernöl oder Restprodukten der Papierproduktion sowie Heizstoffe wie Pellets oder Hackschnitzel. Gleichzeitig will sich die Regierung als guter Naturschützer zeigen und 900.000 Hektar Wald von der Forstwirtschaft ausnehmen und schützen. Einen großen Anteil leistet der Staat selber, indem das staatliche Forstunternehmen Sveaskog Wald schützt, wie Pressesprecher Per Eriksson erklärt: „Von den dreieinhalb Millionen Hektar produktiven Waldes haben wir 20 Prozent unter Schutz gestellt. Es gibt Wälder, die völlig unberührt bleiben oder wir nehmen gewisse Naturschutzmaßnahmen vor, dass wir zum Beispiel Fichten roden, um einen reinen schützenswerten Laubwald zu bekommen."
Zu hehres Ziel?
Im dünn besiedelten Norden Schwedens leben viele Menschen vom Wald, der von Generation zu Generation vererbt und genutzt wird. Dem Besitz von Wald folgt unter anderem das Jagd- und Angelrecht. Das hehre Ziel des Naturschutzes kann für den Waldbesitzer finanzielle Einbußen bedeuten, wie Jonas Eriksson von der Eigentümergesellschaft Norra Skogsägarna weiß: „Die Provinzialverwaltungen sollen im Dialog mit den Waldbesitzern schützenswerte Areale benennen. Der Waldbesitzer soll dafür eine marktgerechte Kompensation bekommen. Das ist nicht immer der Fall, viele fühlen sich von der Behörde überfahren oder die Kompensation des Staates war zu niedrig. Dazu kommt das Problem der Schlüsselbiotope: dafür gibt es gar keine Kompensation und der Wald darf nicht bewirtschaftet werden."
2010 ist das Jahr der biologischen Artenvielfalt und die nächsten Naturschutzziele werden ausgerufen. Jüngst forderten 200 Forscher, dass mindestens doppelt so viel Wald wie bisher geschützt werden soll. Auf der Messe in Piteå sind sich Vertreter von Regierung und Opposition einig: Das geht zu weit. Ann-Kristine Johansson von den Sozialdemokraten: „Das Ziel von 900.000 Hektar steht, das wurde ja vor zehn Jahren bereits festgelegt. Allein für dieses Ziel muss mehr Geld bereitstehen, das wollen wir in unserem Vorschlag berücksichtigen. Wir können nicht mehr und mehr Wald unter Schutz stellen, wir müssen auch sehen, wie wir die Rohstoffe des Waldes anwenden, um damit mehr zu bauen, oder um Plaste durch Holz zu ersetzen. Und dafür brauchen wir Wald."
(Quelle: Radio Schweden)