Also 40 Jahre lassen schon mal Holz vergammeln
Einspruch, euer Ehren! Die Jahre sind nicht schuld, sondern die mangelhafte Durchlüftung zusammen mit Feuchtigkeit, die nicht abziehen konnte. Wenn Holz nicht trocken gehalten wird, fault es. Irgendwo an der Westküste steht ein 200 Jahre altes Haus, das hat noch seine alte Holzverschalung!!! Und in Usbekistan steht das älteste bekannte Holzhaus, es ist aber erst 2000 Jahre alt.
Die alten Bauweisen mit Torpargrund waren ja über Jahrhunderte bewährt. Das war Erfahrungssache. Die alten handwerklichen Kenntnisse verschwinden in der heutigen Zeit aber immer mehr. Beim Bau unseres Kellers in Bielefeld, der grundstücksbedingt eine außergewöhnliche Form hat, lief der alte Polier des Kellerbauers zu großer Form auf und war ganz begeistert über die Schwierigkeiten des Baues, mit denen seine jüngeren Kollegen nicht klar kamen. Er meinte, hier könne er mal endlich wieder zeigen, was er in seiner Lehre noch an handwerklichen Kniffen gelernt habe. Ähnliches habe ich mit einem alten kroatischen Zimmermann erlebt, der schon viel gelernt und erlebt hatte, z.B. Blockhausbau in Kanada. Bei uns hat er u.a. die Außenfensterbank eines Souterainfensters angebracht, die dicht über dem Boden (Kiesschicht) liegt. Als ich ihm Kunststoffdichtmasse holen wollte, hatte er abgewinkt und etwas von Zementmilch gemurmelt, die man früher bei so etwas angewandt habe. Er machte das also alles mit einer Mörtelsorte, die er nur unterschiedlich anmischte und dann in einer bestimmten Reihenfolge verarbeitete. Das Fenster war danach dicht.
Um wieder zum Torpargrund zurück zu kommen, wenn man versucht, direkt die Balkenlage von unten abzudichten, dann ergibt sich das Problem, dass der Wasserdampf aus dem wärmeren Innenraum nach außen, also hier auch nach unten in Richtung Erdreich drängt. Um also zu verhindern, dass der Dampf durch die Balkenlage hindurchdiffundiert und dann an der unteren Abdichtung auskondensiert und sich als Wasser dort ansammelt, muss man ja unter dem Bodenaufbau, aber über den Balken eine absolut und zuverlässig dichte Dampfsperre anbringen. Damit wäre also die Balkenlage hermetisch dicht eingepackt. Theoretisch! Denn wehe, diese Konstruktion ist irgendwo doch nicht richtig dicht, dann zieht die Feuchtigkeit durch Konvektion zügig an immer dieser undichten Stelle in die Balkenlage und kann nicht mehr raus.
Wenn die Luft innerhalb des Torpargrunds trocken ist, was eine gute Lüftung erfordert, dann kann es also besser sein, die Unterseite der Balkenlage nicht luftdicht zu verschließen. Eventuell gehen noch diffusionsoffene Materialien, wie es sie heute gibt. Aber damit hat man noch keine so langen Erfahrungen. Ob es auf die Dauer funktioniert, ich weiß es nicht, bin aber eher skeptisch.
Ein Professor der Uni Lund, der genau diese Sachen erforscht hat, hat mal gesagt, man gehe in Schweden immer mehr dazu über, richtige durchgehende Bodenplatten zu bauen, wie sie in Deutschland üblich seien. Das sei erheblich sicherer. Und dann benötigt man natürlich gar keine Bodenbalkenlage. Bei diesen Platten sind die Schweden ja inzwischen sogar erheblich weiter als die Deutschen, indem sie schon seit Jahrzehnten erfolgreich diese sog. Wärmefundamente bzw. Thermobodenplatten bauen, bei denen in den Beton gleich die Fußbodenheizung eingegossen wird (Betonkernaktivierung). Darunter 20 cm Hartschaumdämmung. Das Ganze liegt auf einem Kiesbett. Das geht sogar bei ganz schlechten Bodenverhältnissen, wo man sonst die (hier entbehrlichen) Streifenfundamente auf Palisaden lagern müsste, die man bis auf festen Boden gegründet hat, also z.B. 2 m tief oder mehr. Die Schwedenplatte funktioniert auch hier meist klaglos, auch mit einem schweren Steinhaus darauf.
Ich würde also sagen: Sicher sind die ganz alte und die ganz neue Methode, letztere aber eben mit durchgehender Platte. Alles zeitlich dazwischen müsste ein eingebautes Warnlicht haben, ist kontrollbedürftig und nicht selten sehr kritisch. Das kann dann nach einem Hauskauf teure Sanierungsmaßnahmen nach sich ziehen.