In Stockholm jetzt Bohren für die Hälfte

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Helmer
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In Stockholm jetzt Bohren für die Hälfte

Beitrag von Helmer »

Zahnärzte aus Polen

Der polnische Klempner hat einen akademischen Bruder bekommen. Jetzt kommt der polnische Zahnarzt zu den Schweden und bietet seine Dienste zum halben Preis an - findige Unternehmer und die Freizügigkeit für Arbeitskräfte in der EU machen es möglich.

Bisher mussten die Schweden über die Ostsee reisen, wenn sie sich ihre Zähne für billiges Geld richten lassen wollten. Jetzt brauchen sie nicht mehr nach Polen zu fahren, jetzt kommen die Polen zu ihnen. In Stockholm hat in dieser Woche "City Dental" eröffnet, die erste mit ausschließlich ausländischen Zahnärzten betriebene Klinik, wo Plastikfüllungen oder Wurzelbehandlungen nur die Hälfte dessen kosten, was die öffentliche schwedische "Volkszahnpflege" oder schwedische Privatärzte verlangen.

Der Zustrom ist gewaltig. 120 Patienten ließen sich am ersten Tag auf Karies und Zahnstein untersuchen. "Wir sind ausgebucht auf drei Wochen hinaus", sagt Klinikchef Mattias Santesson. Er ist Unternehmer, kein Dentist. Sein Bruder Joakim, der auch jetzt zu den Investoren zählt, brachte schon in den 80er Jahren mit der ersten privaten Ärztepraxis "City Akuten" Schwedens Gesundheitswesen durcheinander. Jetzt legt er seinen Finger an einen wunden Zahn. Seit der Sektor liberalisiert und die Preise freigegeben wurden, ist Zahnbehandlung so teuer geworden, dass viele bei der Dentalhygiene mehr sparen als gut tut. Nur Jugendliche bis zu 20 Jahren haben freie Kontrollen und Behandlung, Rentner bekommen Beihilfen, doch für alle anderen gibt es bestenfalls minimale Zuschüsse. Den Großteil der Kosten tragen die Patienten selbst. Santesson bietet ihnen "halbe Preise".

Er nutzt die Freizügigkeit für Arbeitnehmer in der EU. Schweden hat seine Grenzen für Arbeitskräfte aus den neuen EU-Ländern schon jetzt geöffnet, wovon nun nicht nur Bauarbeiter und Beerenpflücker Gebrauch machen, sondern auch Zahnärzte. Offiziell angestellt sind City Dentals zehn Polen bei einem Unternehmen in ihrer Heimat, von dem die Stockholmer Klinik ihre Dienste kauft. Was sie verdienen, ist Geschäftsgeheimnis, weniger zwar als die 31 000 Kronen, umgerechnet 3250 Euro, die schwedische Berufsanfänger erhalten, viel mehr jedoch als die 850 Euro, die ein Zahnarzt in Polen bekommt.

Der Verband der Privatzahnärzte bezweifelt, dass man mit den bei City Dental verlangten Preisen Geschäfte machen kann. Doch laut Santesson tragen intensive Nutzung der teuren Technik durch lange Öffnungszeiten auch an Wochenenden und der Großimport der Zahnmaterialien aus Osteuropa zur Kostenminimierung bei. Schwedens Zahnärzte blicken mit gemischten Gefühlen auf die neuen Kollegen. Einerseits sind sie für die Öffnung der Grenzen, andererseits fürchten sie Lohndumping. Bengt Franzon, der Vorsitzende der Privatzahnärzte, nennt City Dental abschätzig einen "Zahn-Supermarkt", wo man nicht bestimmen könne, unter wessen Bohrer man sich setze. "Außerdem ist es wohl ein Vorteil, wenn man mit dem Arzt reden kann."

Santesson plant schon weitere Kliniken in Göteborg und Malmö. Auch andere Unternehmer wollen die Idee aufgreifen. Dass den Schweden die Zähne schmerzen, hat auch die Regierung erkannt. Gesundheitsministerin Ylva Johansson verspricht vor den Wahlen im nächsten Jahr "Milliardeninvestitionen" für billigere Mundhygiene.
HANNES GAMILLSCHEG http://www.hz-online.de


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